Fahrrad im Zug

Radpendler: Wie Fahrrad im Zug mitnehmen?


 

Ein Fahrrad zu Stoßzeiten in der S-Bahn oder im Pendlerzug wird von vielen Fahrgästen kritisch beäugt. Manchmal kommt es sogar zu Diskussionen. Darf man das Fahrrad denn überhaupt mitnehmen? Ist die Mitnahme grundsätzlich kostenfrei möglich? Im folgenden Artikel will ich einige Fragen beantworten und Tipps aus der Praxis geben.

Ich kombiniere seit ungefähr zwei Jahren gelegentlich das Fahrrad mit der Bahn um zum Job zu pendeln. Nicht jeden Tag, aber ich konnte bereits einiges an Erfahrungen sammeln. Meiner Meinung eignet sich  nicht jedes Fahrrad gleich gut. Außerdem sollte man einiges Beachten.

Das Fahrrad mit der Bahn zu kombinieren kann auf Dauer für viele die ideale Möglichkeit zum pendeln sein. Ihr spart euch Zeit, weil ihr weniger zu Fuß gehen müsst. Ihr spart Geld, weil Bahnfahren günstiger als Autofahren ist. Wenn ihr in der Bahn ein paar Regeln beachtet, dann kann die Kombination aus Zug und Fahrrad sehr entspannt sein.

Fahrrad im Zug

Viele Pendler pendeln mit dem Auto, weil der Weg zum Bahnhof zu weit ist, oder weil kein Bus fährt. Das Fahren mit dem Auto kostet auch Unmengen an Sprit und Geld, außerdem ist es schlecht für die Umwelt. Andererseits ist der Arbeitsweg von Tür zu Tür zwischen Heim und Job jedoch mit dem Fahrrad viel zu lang. Wie wäre es, das Fahrrad für den Weg zum Bahnhof zu nutzen und einfach mitzunehmen in den Zug mit zur Arbeit zu nehmen? So machen es heute bereits viele, weil es häufig die schnellste und auch eine weitgehend stressfreie Möglichkeit zum Pendeln ist. In meinem Artikel zum Pendeln mit dem Fahrrad habe ich bereits viele Tipps gegeben.

Wie nimmt man das Fahrrad am besten im Zug mit?

Fahrradabteil in der Bahn  | Fahrrad im Zug

Wenn ihr das Fahrrad mit auf den Bahnsteig nehmt, dann solltet ihr prüfen in welchen Bereichen die Fahrradabteile sind. Fahrt nicht mit dem Fahrrad auf den Bahnsteig, das ist verboten und ihr könntet jemanden anfahren. Häufig sind die Abteile für Fahrräder auf den Anzeigen am Bahnhof erkennbar und auf dem Zug selbst ebenfalls gut sichtbar markiert. Bei Regionalzügen sind diese meistens am Zuganfang oder am Zugende. Ihr solltet wenn möglich ausschließlich die Fahrradabteile in den Zügen nutzen. In S-Bahnen gibt es meist mehrere Abteile für Fahrräder, dafür aber kleinere. Diese sind aber meist sehr deutlich an der S-Bahn erkennbar.

In den Regionalzügen der Deutschen Bahn gibt es häufig spezielle Abstellmöglichkeit, ihr solltet euer Fahrrad hier gut fixieren, dazu bieten sich Spanngurte aus Gummi an. Wenn ihr euch in der Nähe des Drahtesels aufhaltet, dann reicht es auch diesen gut fest zu halten. Sitzt ihr lieber während der Fahrzeit auf einem gemütlichen Sitzplatz? Dann solltet ihr euer Fahrrad lieber mit dem Schloss anschließen. Aufpassen solltet ihr in diesem Fall außerdem, dass ihr keine anderen Fahrräder “zuparkt”. Falls ihr das doch machen müsst, weil nicht mehr ausreichend Platz vorhanden ist, dann solltet ihr zwingend in der Nähe bleiben, falls einer der anderen Fahrradfahrer vor euch aussteigen muss.

Ihr solltet auch darauf achten, dass euer Drahtesel nicht die Türen oder Durchgänge versperrt. Passt auch beim rangieren des Fahrrads auf, ihr wollt niemanden mit den dreckigen Reifen treffen. Das sorgt nur für unnötigen Ärger.

Falls ihr eine Gepäckträgertasche am Fahrrad montiert habt, nehmt diese während der Fahrt besser ab und stellt sie zu euren Füßen. Zum einen sind dort sicher Wertsachen enthalten und zum anderen könnten die Taschen andere Reisende behindern.

Am wichtigsten ist jedoch, dass ihr Rücksicht auf andere Fahrgäste nehmt.

Kleine Knigge für die Fahrradmitnahme in der Bahn:

  • achtet vor Einstieg auf die Position der Fahrradabteile
  • fahrt nicht auf dem Bahnsteig
  • nutzt ausschließlich Fahrradabteile
  • sichert euer Fahrrad vor Umfallen und gegebenenfalls vor Diebstahl
  • bleibt in der Nähe, falls ihr ein anderes Fahrrad zuparkt
  • versperrt keine Durchgänge und Türen
  • achtet beim rangieren auf andere Fahrgäste
  • entfernt Gepäck vom Fahrrad
  • nehmt Rücksicht auf andere Personen im Zug

Hält man sich an diese Regeln, dann hat man in der Regel weder mit anderen Fahrgästen, noch mit dem Zugpersonal irgendwelche Probleme.

Ein schwieriges Thema sind Stoßzeiten in den S-Bahnen und Pendlerzügen. Einige Verkehrsverbände haben Sperrzeiten etabliert in denen die Mitnahme von Fahrrädern erschwert oder untersagt wird. Einige haben auch teure Tarife in den Stoßzeiten und ermöglichen außerhalb dieser Zeiten eine kostenfreie Mitnahme. Theoretisch kann das Zugpersonal auch den Zustieg beziehungsweise die Mitnahme von Fahrrädern untersagen, zum Beispiel wenn die Bahn schon sehr voll ist. Ich persönlich habe das – zum Glück – noch nie erlebt.

Man sollte selbst abwägen ob man seine Fahrzeit so legen möchte und auch legen kann, dass man nicht so viele Reibungspunkte in der Bahn hat. Wenn es sich doch nicht vermeiden lässt, dann kommt man mit Respekt und Freundlichkeit oft weiter. So kann das Fahrrad im Zug auch entspannt sein und man kommt unheimlich oft mit den Leuten in Kontakt.

Ist die Mitnahme von Fahrrädern kostenfrei möglich?

In der Regel ist ein eigenes Fahrradticket erforderlich, mittlerweile gibt es jedoch auch Verkehrsverbände die eine kostenfreie Mitnahme ermöglichen. Seid ihr in einem Verkehrsverbund unterwegs, dann solltet ihr die dortigen Bestimmungen und Preise prüfen. Habt ihr ein Faltrad, dann ist die Mitnahme meist kostenfrei möglich, sobald ihr das Faltrad zusammenklappt. Das sollte eigentlich  überall möglich sein.

Ich habe in einer Tabelle die Bestimmungen und Preise der größten Verkehrsverbände in Deutschland zusammen getragen. Bei näherem Interesse solltet ihr euch mit den Bestimmungen in eurem Verkehrsverband zusätzlich beschäftigen.

Tabelle Stand März 2020 / Alle Angaben ohne Gewähr

Verkehrsverbund Fahrradtagesticket Sperrzeiten Falt- / Klapprad *
Deutsche Bahn Nahverkehr 6,50 Euro Keine Sperrzeiten kostenfrei
Deutsche Bahn Fernverkehr* 5,40 – 8,00 Euro Keine Sperrzeiten kostenfrei
BVG – S-Bahn Berlin * 5,50 Euro Keine Sperrzeiten kostenfrei
MVV (München) 3,00 Euro Mo – Fr: 06 – 09 Uhr

Mo – Fr: 16 – 18 Uhr

kostenfrei
HVV (Hamburg) kostenfrei Mo – Fr: 06 – 09 Uhr

Mo – Fr: 16 – 18 Uhr

kostenfrei
VVS (Stuttgart) * Kostenfrei – 4,20 Euro Keine Sperrzeiten kostenfrei
NRW * NRW Fahrradticket: 4,80 Euro ? kostenfrei
MDV (Mitteldeutschland) * kostenfrei Keine Sperrzeiten kostenfrei
RMV (Rhein Main) kostenfrei Frankfurt:

Mo-Fr: 06 – 08:30 Uhr

Mo-Fr: 16 – 18:30 Uhr

kostenfrei
VRN (Rhein Neckar) * Kostenfrei – 1,90 Euro Keine Sperrzeiten kostenfrei
VBN (Bremen / Niedersachsen) * 2,00 – 3,95 Euro Keine Sperrzeiten kostenfrei
GVH (Hannover) * Kostenfrei – 4,60 Euro Keine Sperrzeiten kostenfrei
VGN (Nürnberg) * 1,37 – 6,10 Euro Mo – Fr: 06 – 08 Uhr kostenfrei

Fahrradtagesticket:

In vielen Verkehrsverbänden gibt es Tagestickets für die Mitnahme von Fahrrädern. In einigen gibt es jedoch auch Einzelfahrscheine für Fahrräder. Das ist tückisch, denn hier müsst ihr für die Hin- und Rückfahrt ein Ticket zahlen, zum Beispiel in einigen Verkehrsverbänden in NRW. Daher empfehle ich in NRW grundsätzlich das einheitliche NRW Fahrradticket, weil es ganztags gültig ist.

In einigen Verbänden gibt es zudem noch Monats- oder Jahrestickets. Hier kann man Geld sparen, wenn man das Fahrrad regelmäßig mitnimmt.

Was bedeutet “Sperrzeiten”?

In dieser Zeit ist eine Mitnahme von Fahrrädern in den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht gestattet. Ausnahme: vollständig gefaltete Falträder, diese gelten als Gepäckstück.

Falt- / Klappräder:

Tern Link in der S-Bahn Berlin | Fahrrad im Zug

Klapp- bzw. Falträder dürfen, wenn ich mich nicht irre, in allen Zügen innerhalb Deutschlands kostenfrei mitgenommen werden, wenn sie vollständig gefaltet sind.

In einigen Verkehrsverbänden ist zudem eine kostenlose Mitnahme von Fahrrädern mit unter 20 Zoll Laufradgröße gestattet. Das sind meist sogenannte Kompakträder, wie zum Beispiel das i:SY.

Ein Faltrad lohnt sich aus meiner Sicht für Bahnpendler extrem, wenn der Weg zum Bahnhof etwas weiter weg ist und auch die Anbindung an andere Öffentliche Verkehrsmittel nicht ideal ist. Ich habe das in meinem Beitrag “Gründe für ein Faltrad” erörtert.

Einige Anmerkungen zu den Daten:

  • Deutsche Bahn Fernverkehr – Die Preise richten sind nach der Bahncard. In manchen Fällen darf man als Besitzer der BahnCard 100 sogar kostenlos ein Fahrrad mitnehmen.
  • BVG – In Berlin gibt es neben der Tageskarte auch ein Fahrrad-Monatsticket. Das lohnt sich bereits ab 3 Fahrten im Monat. Die Fahrradtickets der BVG sind übrigens auch in den Regionalzügen im Berliner Umland – solange die Bahnhöfe innerhalb des BVG-Netz (ABC) liegen – gültig.
  • VVS, VRN und GVH – In den genannten Verkehrsverbänden gibt es zwar keine Sperrzeiten, aber in den Stoßzeiten müsst ihr ein Fahrradticket zahlen. Häufig richtig sich der Preis an bestimmte Bereiche des Netzes.
  • NRW – In NRW gibt es sehr viele Verkehrsverbände. Die Tarifstrukturen sind für einen Außenstehenden teilweise unübersichtlich. Alles in allem denke ich jedoch, dass das NRW-Fahrradticket die beste Lösung ist. Zu den Sperrzeiten solltet ihr euch, falls ihr betroffen seid, direkt beim Verkehrsverbund informieren.
  • VGN und VBN – Die Tarife richten sich nach der Zone des Netzes.

E-Bike im Zug mitnehmen

Ist es auch möglich ein (S-)Pedelec im Zug mitzunehmen? Ja, Pedelecs mit einer Unterstützung von bis höchstens 25 Km/h können unter den gleichen Bestimmungen wie jedes andere Fahrrad auch mitgenommen werden. Beachten sollte man jedoch, dass E-Bikes relativ schwer sind und somit das tragen manchmal eine echte Herausforderung sein kann. Noch immer gibt es einige deutsche Bahnhöfe, die keine Aufzüge haben.

S-Pedelecs, also Fahrräder mit einer Unterstützung bis 45 Km/h, sind in den Bedingungen der Verkehrsverbände häufig nicht für eine Mitnahme vorgesehen. Ich bin mir jedoch nicht sicher wie das in der Praxis geregelt wird.

Meiner Meinung ist ein Pedelec nicht das ideale Fahrrad im Zug. Nutzt lieber etwas leichtes und kompaktes.

Mein Tipp: Faltrad nutzen

Tern Link N8

In der Anschaffung sind Falträder teuer, das ist richtig, aber man kann Falträder in der Regel kostenfrei mitnehmen, wenn sie vollständig geklappt werden. In zusammengefaltetem Zustand gelten Falträder als Gepäckstück und dürfen so kostenfrei transportiert werden. Ich benutze nun seit ungefähr 2 Jahren das Tern Link N8 zum Pendeln in der Regionalbahn und der Berliner S-Bahn. Das funktioniert sehr gut. Das Fahrrad ist innerhalb von Sekunden gefaltet und kann mit ca. 12 Kilogramm noch relativ gut getragen werden.

Zusammengefaltet kann ich es gut vor meine Beine stellen. Beschwert hat sich bisher noch nie ein anderer Fahrgast oder das Zugpersonal.

Das Rad benutze ich ausschließlich für die kurzen Strecken zum Bahnhof und dafür ist es Ideal.

Durch die kostenfreie Mitnahme in der Bahn spare ich somit auch etwas im Vergleich zum klassischen Fahrrad in der Bahn. Um Stoßzeiten und Sperrzeiten muss ich mich als Faltradfahrer ebenfalls nicht sorgen. Für mich ist es daher der ideale Kompromiss und eine sinnvolle Ergänzung zum Fahrradfuhrpark. Zumal man so mit dem Fahrrad im Zug nicht die anderen Fahrgäste nervt.

Bildquelle: Fahrradabteil DB

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Comments

  1. Dieter Hurcks
    6. April 2020 - 7:53

    Hallo, Nico, das war ja eine richtige Fleißarbeit mit der Zusammenstellung der ganzen Mitnahmebedingungen.
    Ich finde es echt blöd, dass das in Deutschland nicht endlich mal vereinheitlicht wird.
    Probleme mit dem Fahrradtransport habe ich auf meiner Website radtouren.net beschrieben und Zuschriften veröffentlicht:
    http://www.radtouren.net/htm-seiten/bahntipps/bahntipps.htm
    Wünsche immer genügend Luft auf den Reifen
    Dieter Hurcks

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