12 Gründe für ein Faltrad (und mehr)
Wenn man Fahrräder mit Messern vergleichen würde, dann wäre ein Trekking- oder Reiserad womöglich ein scharfes Küchenmesser, ein Mountain-Bike oder Gravel-Bike wäre vielleicht ein Outdoormesser mit Säge. Was wäre wohl ein Faltrad?
Ich glaube am ehesten könnte man ein Faltrad mit einem kleinen Schweizer Taschenmesser vergleichen. Genau wie das Taschenmesser ist ein Faltrad sehr kompakt, aber auch sehr vielseitig. Man kann es überall mitnehmen und man kann es fast immer gebrauchen. Es ist einfach total flexibel und universell.
Ihr überlegt ob ihr ein Faltrad kaufen sollt, aber seid euch noch nicht sicher? Dann seid ihr hier richtig, denn ich liefere euch in diesem Artikel die besten Argumente für ein Faltrad. Außerdem will ich einige Vorurteile ausräumen. Am Ende findet ihr allerdings auch eine realistische Einschätzung zu einigen Nachteilen.
12 Gründe für ein Faltrad – Vor- und auch Nachteile
Hier folgt die Auflistung der ultimativen Gründe für ein Faltrad. Ich benutze übrigens bewusst sehr selten den Begriff Klapprad, denn dieser suggeriert in meinen Augen diese klapprigen und qualitativ minderwertigen Fahrräder aus den 60er und 70er Jahren. Gelegentlich sieht man diese Vertreter auch heute noch. Allerdings kann man solche Räder nicht mit den heutigen Falträdern vergleichen.
Falträder sind vollwertige Fahrräder
Ich lese immer wieder, dass Falträder sehr viel langsamer wären, als “große und Erwachsene” Fahrräder, aber man sollte sich nicht entmutigen lassen. Ich fahre mit dem Faltrad auch sehr zügig und habe schon viele andere Radfahrer auf meinen Touren überholt. Auch die meisten Wartungsarbeiten sind genauso durch zu führen.
Die meisten Teile sind normale Fahrradteile. Das heißt, die Bremsen, der Lenker und die Griffe, der Sattel sind normale Teile die ihr beliebig tauschen könnt.
Selbst bei den Reifen habt ihr eine sehr große Auswahl. Das von Tern und Dahon häufig verwendete Laufradmaß von 20 Zoll bzw. laut ETRTO 406mm ist im BMX-Bereich oder auch bei Kinderfahrrädern sehr verbreitet. Für die 16 Zoll Laufräder die Brompton verwendet habt ihr ebenfalls viele verschiedene Reifen zur Auswahl.
Viele Falträder haben Nabendynamos und eine permanente Beleuchtung, das ist praktisch.
Genauso haben Falträder einen Gepäckträger. So sind diese auch im Alltag gut nutzbar.
Mobilität
Mit einem Faltrad seid ihr immer Mobil. Als Verkehrsmittel für jede Lage und für jeden Tag ist es perfekt. Egal ob durch den Berufsverkehr einer Großstadt oder bei einer Fahrradtour auf dem Radweg durch die Natur, mit dem faltbaren Fahrrad seid ihr immer gut auf Achse. Auch bei Bootsbesitzern und Wohnmobilfans sind Falträder sehr beliebt. Das zusammen- oder auseinanderfalten ist in Sekunden erledigt.
Natürlich seid ihr auch mit dem “normalen Fahrrad” mobil, keine Frage. Aber angenommen ihr macht eine Radtour und schafft es einfach nicht mehr nach Hause zurück, weil ihr keine Lust habt oder weil ihr zu müde seid, dann könnt ihr mit dem Faltrad einfach den Zug nehmen oder euch direkt ein Taxi bestellen und das Faltrad in den Kofferraum legen, um euch fahren lassen. Auch das ist Mobilität.
Kompakt
Die Laufräder sind kleiner, der Lenker ist schmaler und einige andere Teile ebenfalls. Falträder sind bereits in normalem Zustand sehr klein und kompakt. Wenn man sie aber zusammenlegt, dann sind sie klein wie Reisegepäck. Ein zusammengeklapptes Tern Link passt unter den Schreibtisch oder in die Abstellkammer. Auch in kleinen Wohnungen und Kellern findet ihr immer einen Platz für ein geklapptes Faltrad.
Auch auf Reisen oder beim Pendeln könnt ihr das Faltrad immer mitnehmen.
Ich hatte in meinem ersten Jahr mit Faltrad nicht mal ein Schloss für das Faltrad, weil ich es einfach überall mitgenommen habe. Zum Beispiel ins Büro oder ins Auto, es war einfach immer dabei. Selbst im Supermarkt habe ich es zusammengelegt oft einfach nur in den Einkaufskorb gestellt. Dafür habe ich zwar häufig fragende Blicke der Verkäufer geerntet, aber beschwert hat sich nie jemand.
Mittlerweile habe ich dem Faltrad jedoch ein Schloss gegönnt, weil es manchmal praktischer ist, es einfach vor der Tür stehen zu lassen.
Einige Falträder haben Rollen, so dass sie wie ein Rollkoffer am Flughafen gezogen werden können. Das ist sehr praktisch.
kostenlose Mitnahme in der Bahn
Falträder dürfen in zusammengeklapptem Zustand in der Bahn mitgenommen werden. Das ist, im Gegensatz zu normalen Fahrrädern, sogar kostenlos möglich. Auch in vielen anderen öffentlichen Verkehrsmitteln können geklappte Falträder kostenlos mitgenommen werden.
Der Grund ist einfach: Ein zusammen gefaltetes Faltrad ist aus Sicht der Deutschen Bahn und von anderen Verkehrsverbänden kein Fahrrad, sondern ein Gepäckstück. Früher musste man das Faltrad in einer Transporttasche verstauen, diese Beschränkung gibt es in der Praxis heute so gut wie gar nicht. Ich zumindest hatte noch nie Probleme.
Außerdem seid ihr im Zug nicht auf die Fahrradabteile beschränkt, sondern könnt euch mit eurem Faltrad überall hinsetzen. Wobei ich ganz klar empfehle, dass ihr euch in den Fahrradabteilen aufhaltet, denn hier ist es eindeutig nicht so eng, wie in den Abteilen mit ausschließlich Sitzen.
Leicht
Falträder haben deutlich kleinere Laufräder und in der Regel schmalere Lenker, auch andere Bauteile sind kompakter. Dadurch sind Falträder vergleichsweise leicht und gut zu tragen. In geklapptem Zustand lässt es sich einfach Treppen rauf und runter tragen.
Mein Tern wiegt beispielsweise 12 Kilogramm und damit ist das Tern immerhin das leichteste Fahrrad in meinem Fuhrpark.
Es gibt jedoch auch Falträder, die weniger als 10 Kilogramm auf die Waage bringen. Allerdings sind diese natürlich entsprechend teuer.
Agil
Durch die kleinen Räder sind Falträder recht agil und wendig. Aufgrund der kleineren Laufräder wird beim Anfahren deutlich weniger Energie gebraucht. Dadurch kommt es zu einer deutlich “spritzigeren” Beschleunigung. Das ist übrigens besonders im Stadtverkehr bei vielen Ampeln ein Vorteil.
Es ist übrigens ein Gerücht, dass man bei Falträdern eine deutlich höhere Trittfrequenz braucht um vergleichbar schnell zu sein. In der Regel wird der Nachteil der kleinen Laufräder durch größere Kettenblätter ausgeglichen.
Perfekt für mehrere Fahrer
Wenn ein Fahrrad von unterschiedlichen Personen genutzt werden soll, dann ist ein Faltrad perfekt dazu geeignet. Denn es lässt sich schnell auf unterschiedliche Körpergrößen anpassen. Auch wenn ihr immer ein Fahrrad für eure Gäste bereithalten wollt ist ein Faltrad daher sehr gut geeignet. Auch als Ersatzfahrrad ist es auf die gleiche Weise sehr gut geeignet. Zum Beispiel, dass Fahrrad meiner Frau ist vielleicht für einige Tage nicht Fahrbereit, dann nimmt sie für diese Zeit einfach das Faltrad.
Komfortabel
Auch höre ich immer wieder wie unbequem es doch ist mit einem Faltrad fahren zu müssen oder das Fahrrad sei doch sicher nur eine Notlösung.
Ganz und gar nicht… Das Faltrad mit der richtigen Ausstattung kann sehr bequem und komfortabel sein. Ich empfehle dazu einen ordentlichen Sattel, gute Fahrradgriffe und breite Reifen wie den Schwalbe Big Apple. Selbst wenn das Faltrad nicht mit diesen Dingen ausgeliefert wird, lasst euch nicht entmutigen. Reifen, Sattel und Fahrradgriffe lassen sich schnell tauschen.
kombinieren von unterschiedlichen Verkehrsmitteln
In meinen Augen ist das einer der wichtigsten Gründe für ein Faltrad. Seid ihr täglich auf unterschiedliche Verkehrsmittel angewiesen, dann eignet sich ein Faltrad sehr gut. Ihr könnt es gut in den Kofferraum platzieren, oder auch in der Bahn mitnehmen. Wie oben bereis geschrieben ist das sogar kostenlos möglich.
Sinnvoll ist das, wenn ihr das Faltrad primär für die “letzte Meile” verwenden wollt und den größten Teil mit der Bahn zurücklegen müsst. Euer Faltrad kann dann einfach zusammengelegt vor eure Füße gestellt werden. Auf diese Weise werden auch andere Fahrgäste nicht wirklich gestört.
Genauso könnt ihr es mit dem Auto machen. Ist der Parkplatz zum Job zu weit entfernt? Nehmt das Faltrad einfach in den Kofferraum mit und fahrt vom Parkplatz ins Büro.
Wenn ich mit dem Auto einmal jährlich oder alle 2 Jahre mal zur Werkstatt muss, weil etwas gemacht werden muss (Inspektion, TÜV, Reifenwechsel usw.), dann nehme ich grundsätzlich mein Tern Link mit um nach Übergabe meines Autos, schnell weiterfahren zu können.
Radreisen und Langstrecke
Überzeugte Faltradler (so nenne ich Radfahrer eines Faltrads) nutzen ihr Faltrad auch auf Reisen, genauer gesagt ihren Radreisen. Viele Falträder haben bereits Gepäckträger an Bord und können mit Gepäckträgertaschen ausgestattet werden. Dazu müsst ihr meistens zwar spezielle Taschen nehmen, sonst kann es passieren, dass ihr beim kurbeln gegen die Taschen stoßt, aber ihr könnt auf diese Weise eine Menge Gepäck transportieren.
Wie ich auch oben schon angeschnitten habe, das Faltrad ist im Grunde ein normales Fahrrad, auch lange Strecken können gut bewältigt werden.
auch für kleine Personen geeignet
Kleine Personen haben häufig Probleme das richtige Fahrrad zu finden. 28 oder 29 Zoll Trekking- und City-Räder sind für Personen von weniger als 1,50 Körpergröße oft unbequem. Genau für solche Menschen sind Falträder interessant, denn diese können auch von sehr kleinen Menschen gefahren werden.
Ein Tern Link ist beispielsweise schon für Personen ab 1,42 Meter Körpergröße geeignet.
Einsatz als “einziges” Fahrrad
Nicht für alle Radfahrer, aber für viele, ist das Faltrad auch als einziges Fahrrad geeignet. Mittlerweile sind Falträder so Alltagstauglich, dass es bei vielen einfach ein Trekkingrad oder City-Bike ersetzen könnte.
Insbesondere, wenn man den Grund “für kleine Personen geeignet” betrachtet, so bieten sich Falträder häufig an.
Zusammenfassung
Die 12 Gründe nochmal im Überblick:
- Falträder sind vollwertige Fahrräder
- Mobilität
- Kompakt
- kostenlose Mitnahme in der Bahn
- Leicht
- Agil
- Perfekt für mehrere Fahrer
- Komfortabel
- kombinieren von unterschiedlichen Verkehrsmitteln
- Radreisen und Langstrecke
- auch für kleine Personen geeignet
- Einsatz als einziges Fahrrad
Hat das Faltrad auch Nachteile?
Natürlich hat ein Faltrad auch Nachteile. Da wäre zum einen der Preis für die vielseitigen Mobilen Fahrräder. Falträder sind recht teuer im Vergleich zu vergleichbar ausgestatteten Fahrrädern.
Ein weiterer Nachteil ist in meinen Augen das recht geringe zulässige Gesamtgewicht (Systemgewicht). Meist liegt dies bei den Falträdern nur bei 100 bis 110 Kilogramm.
Was bedeutet Systemgewicht? Das ist zulässige Systemgewicht ist das Gewicht des Fahrrads, das des Fahrers und das des Gepäcks. Für Übermäßig schwere Fahrer ist das Faltrad demnach nicht geeignet.
Ein für mich ebenfalls relevanter Nachteil ist der Kindertransport. Dieser ist leider nur etwas eingeschränkt möglich. Ein Kindersitz kann nicht montiert werden. Man kann zwar einen Anhänger montieren, aber man merkt einfach, dass das Fahrrad dafür nicht gebaut wurde. Es macht einfach keinen Spaß ein oder zwei Kinder mit dem Faltrad im Anhänger zu ziehen.
Durch den kurzen Radstand sind leider auch nicht alle Gepäckträgertaschen am Faltrad nutzbar. Es gibt spezielle Taschen für Kinderräder oder Taschen die eigentlich für Frontträger gedacht sind. Diese können an vielen Gepäckträgern am Faltrad genutzt werden.
Ein weiterer Nachteil: Bei Falträdern mit Felgenbremsen kommt es, aufgrund der kleineren Laufräder, zu einem höheren Felgenverschleiss, als bei Fahrrädern mit größeren Laufrädern.
Wie sieht das perfekte Faltrad aus?
Das perfekte Faltrad gibt es vermutlich nicht, aber wenn ich mir ein Faltrad wünschen könnte, dann sollte es ein zulässiges Systemgewicht von mehr als 120 Kilogramm haben und Scheibenbremsen. Leider gibt es nur wenige Falträder mit Scheibenbremsen. Die Verge-Serie von Tern kommt dem schon recht nahe, ist aber auch recht teuer.
Wenn ich nur noch ein Fahrrad behalten dürfte, dann würde ich vermutlich ein Faltrad wählen. Allerdings eines mit Nabendynamo, Breiten Reifen und Scheibenbremsen.
Hintergrund zu diesem Artikel
Seit etwa zwei Jahren fahre ich regelmäßig mein Tern Link N8. Ich habe das Tern gekauft Anfang 2018 für nur 549 Euro gekauft, weil ich Jobmäßig teilweise auf die Bahn angewiesen bin. Das Faltrad nimmt in der Bahn deutlich weniger Platz weg und man kann es kostenlos mitnehmen.
Bis dahin habe ich regelmäßig mein Fuji Touring oder mein (nicht mehr vorhandenes) Cube Cross Bike in der Bahn mitgenommen. Diese Art des Pendelns hat mir jedoch nicht wirklich gefallen, denn:
- Ich musste monatlich ungefähr 13 Euro für das Fahrradticket zahlen
- Ich hatte in der Hauptverkehrszeit regelmäßig Probleme einen Platz zu kriegen
- Ich hatte regelmäßig Diskussionen über den Platz, den mein Fahrrad in Anspruch nimmt (Auch in dem Fahrradabteil)
Anfangs war das Tern eher Mittel zum Zweck und eine Notlösung, aber ich habe schnell gelernt, dass ein Faltrad mehr als ein altes “Klapprad” ist. Meine Probleme in der Bahn waren mit einem Mal Geschichte und das Pendeln war so viel entspannter. Ich habe mich dann relativ schnell in das Tern verliebt und es wirklich schätzen gelernt.
Daher ergänzt es nun meinen Fahrradfuhrpark perfekt. Daher kann ich durchaus etwas bei dem Thema beitragen und kann gute Gründe für ein Faltrad liefern. Ich nutze mein Tern hauptsächlich zum pendeln ins Büro, aber ich habe es auch schon in den Ostseeurlaub mitgenommen.
Die Zeit mit dem Faltrad haben mich bewogen diesen Artikel zu schreiben.
Eure Meinung?
Habt ihr noch andere Gründe, die für ein Faltrad sprechen? Oder seid ihr bei einigen Punkten komplett anderer Meinungß? Lasst es mich wissen und schreibt mir oder lasst einen Kommentar hier.