Lastenrad oder Anhänger? Was ist im Alltag besser?

4. Mai 2022nico

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Welche Fahrradlösung für den Kinder- oder auch Lastentransport ist im Alltag besser? Ich hatte nun nach vielen Jahren Erfahrung mit dem Fahrradanhänger endlich die Möglichkeit ein Lastenrad im Alltag zu testen. Aber was ist besser geeignet? Lastenrad oder Anhänger? Es kommt drauf an.

Bei mir ist es so, dass es primär um die Mitnahme der Kinder geht. Also hauptsächlich den täglichen Weg zur Kita. Einen Fahrradanhänger nutze ich nun seit ca. 5 Jahren täglich. Erst einen Einsitzer von Croozer und später, mit dem zweiten Kind, einen Burley Cub.

Seit Beginn des Jahres haben wir nun in der Familie einen Hund und um die Fahrradtouren weiterhin zu ermöglichen suchten wir nach eine größeren Lösung. Erst testeten wir den Lastenrad-Umbausatz AddBike+ aus Frankreich. Hier zum Addbike Blogbeitrag. Damit macht man aus einem normalen Fahrrad ein Lastenrad. Ich habe auch speziell zum AddBike CarryDog Modul noch einen Testbericht inkl. Video gemacht. Das AddBike erweist sich nicht als die perfekte Lösung für mich. Daher ging die Suche anschließend weiter.

Nach einigen Testfahrten mit diversen Lastenrädern, sowohl mit 2 als auch 3 Rädern war mir klar, es muss ein Lastenrad her. Entschieden habe ich mich letztlich für ein Babboe City Mountain. Ein eigener Artikel zu meiner Kaufentscheidung wird noch folgen. Hier geht es jetzt speziell um den Vergleich zwischen Lastenrad und Fahrrad-Anhänger.

Wenn auch ein Kindersitz für euch eine mögliche Alternative ist, dann solltet ihr euch auch noch meinen umfangreichen Artikel zum Thema Fahrradanhänger oder Kindersitz am Fahrrad durchlesen.

Lastenrad oder Anhänger – für den Transport von Kindern

Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Mit dem Anhänger bin ich flexibler. Ich kann ihn bei mehreren Fahrrädern nutzen und auch flexibel abhängen. Dafür kann ich beim Lastenrad (abhängig vom Modell) mehr transportieren, sowohl von der Ladefläche, als vom zugelassenen Gesamtgewicht.

Vom Fahrgefühl unterscheidet sich der Anhänger selbstverständlich vom Lastenrad. Wobei es auch hier wieder auf das Lastenrad ankommt. Im folgenden beschreibe ich daher die unterschiedlichen Lastenradtypen.

Welche Arten von Lastenrädern gibt es?

Im folgenden eine Auflistung und Erklärung der häufigsten Lastenrad-Typen. Ihr werdet sehen jedes Konzept hat seine eigenen Vor- und Nachteile.

Long John

Ich denke das Long John ist die am häufigsten gewählte Variante eines Lastenrads. Das Lastenrad steht auf zwei Rädern, wobei das Vorderrad häufig kleiner als das Hinterrad ist. Oft wird 20 Zoll als Vorderrad und 26 Zoll als Hinterrad gewählt. Die Ladung, also die Last, wird in einer Box oder auf einer Ladefläche vor dem Fahrer platziert. Wobei die Ladung sehr tief, knapp über dem Boden liegt. Der tiefe Schwerpunkt hilft beim Fahrkomfort.

Der Lenker befindet sich somit weit vor dem Vorderrad. Die Lenkung wird mit einer oder zwei Lenkstangen ausgelöst, alternativ gibt es bei einigen neueren Modellen auch eine Seilzug gesteuerte Lenkung. Geparkt wird das Long-John auf einem stabilen Mittelbauständer.

Wenn Kinder transportiert werden müssen, dann passen bei den meisten Modellen mindestens 2 Kinder. Bei einigen auch 4 Kinder. Auch eine Babyschale lässt sich bei vielen montieren. Die Kinder können meist bis ca. 8 Jahren mitfahren. Zwei Kinder sitzen in der Regel auf einer Sitzbank nebeneinander. Je nach Größe der Box ist dies mehr oder weniger komfortabel. Meist muss der Kopf jedoch selbst gehalten werden. Anlehnen und schlafen ist oft nicht möglich.

Vom Fahrgefühl ist das Long John ähnlich zu einem normalen Fahrrad. Allerdings muss man beachten, dass es ein anderes Lenkverhalten ist, da das lenkende Rad deutlich vor dem Lenker ist. Auch der Wendekreis ist durch die lange Bauweise deutlich weiter vorne.

Das Babboe City Mountain ist ein Beispiel für ein Long John. Dieses Modell habe ich aufgrund des guten Händlernetzes und des akzeptablen Preises gewählt.

Long Tail

Das Long Tail fährt ebenfalls auf zwei Rädern, wobei die Ladung hinter dem Fahrer ist. Meist sieht das ganze aus wie ein verlängerter Gepäckträger. Die Lenkung ist direkt, wie bei einem normalen Fahrrad. Damit ist das Fahrgefühl insgesamt eines normalen Fahrrads am ähnlichsten. Aber Achtung die Ladung ist deutlich höher platziert. Das bedeutet einen völlig anderen Schwerpunkt. Insbesondere bei zappelnder Ladung sollte der Fahrer das Fahrzeug schon gut im Griff haben.

Hinten auf der Ladefläche passen in der Regel bis zu 2 Personen. Bei einigen Modellen ist auch der Transport von Erwachsenen möglich. Wenn jüngere Kinder mit fahren sollte ein Kindersitz montiert werden. Bei der Mitnahme von mehreren Kindern sitzen diese hintereinander. Die Ladefläche ist jedoch nicht so groß wie bei einem Long John oder Dreirad.

Fahrtechnisch ist das Long Tail wie schon oben angedeutet am “normalsten”. Auch das Wenden ist deutlich einfacher als beim Long John. Long Tails sind auch leichter als die anderen vorgestellten Lastenräder und einige können sogar auf einen Fahrradträger beim Auto mitgeführt werden. Auch bei der Mitnahme in der Bahn hat man mit dem Long Tail die besten Karten.

Als Beispiel möchte ich das Tern GSD oder auch Rad Power Bikes nennen. Wobei ich aktuell mangels Erfahrung kein explizites Modell empfehlen möchte.

Dreirad

Das Dreirad ist ebenfalls sehr häufig vertreten. Die Ladefläche ist ebenfalls vor dem Fahrer zwischen zwei Vorderädern die ebenfalls häufig kleiner als das Hinterrad ist. Bei den meisten Modellen befindet sich hier eine Box für die Ladung.

Diese ist komfortabel und bei vielen Modellen für 4 Kinder geeignet. Kinder haben hier allgemein viel Platz.

Das Fahrgefühl ist hier schon ein wenig anders. Wobei es Unterschiede gibt. Bei einigen Modellen hat man beim Lenken das Gefühl, dass sich der Lenker zu weit vom Fahrer entfernt. Bei anderen gibt es außerdem einen Neigungsmechanismus, damit Kurven etwas agiler genommen werden. Allgemein sollte man beim Dreirad in Kurven aufpassen und diese nicht zu sportlich nehmen. Wobei man nie so zackig unterwegs ist wie bei den zweirädrigen Lastenrädern. Vorteil beim Dreirad ist, dass es im Stand nicht umfallen kann.

Von Babboe gibt es hier das Curve. Dieses Modell habe auch ich Probe gefahren. Man kann es fahren, aber ich habe mich recht schnell für ein Long John entschieden. Mir persönlich sagt das Dreirad nicht zu. Ich kenne jedoch zufriedene Besitzer und das Konzept hat in jedem Fall seine Daseinsberechtigung.

Eigenschaften vom Lastenrad beim Kindertransport

• Im Lastenrad lassen sich bei vielen Modellen mehr als 2 Kinder transportieren. Das bedeutet, das Lastenrad ist bei mehr als 2 Kindern immer die bessere Wahl.
• Beim Dreirad hat man in der Regel keine Standprobleme. Abgesehen von extrem schnellen Kurvenfahrten gibt es eigentlich keine Gefahr vom umkippenden Fahrrad.
• Beim Long-John und Long-Tail ist man vom Fahrgefühl viel mehr bei einem normalen Fahrrad. Man muss selbstständig das Gleichgewicht halte. Das Fahrgefühl ist sehr natürlich.
• Die Kinder sind beim Lastenrad in der Regel sehr nah beim Fahrer. So kann man deutlich besser auf die Kinder einwirken und mit diesen kommunizieren. Viel besser als beim Fahrradanhänger.

Eigenschaften vom Fahrradanhänger für den Kindertransport

• Der Anhänger wird hinter dem Fahrrad hergezogen. So fühlt sich das Gespann dann auch bei der Fahrt an. Insbesondere an Steigungen braucht man da schon eine breite Entfaltung oder kräftige Beine.
• Der Anhänger hat beim Transport von kleinen Kindern einen entscheidenen Vorteil. Die Kinder können in der Regel ihren Kopf anlehnen und viel besser schlafen.
• Viele Anhänger bieten außerdem die Möglichkeit diesen zum Buggy umzubauen und so quasi als Kinderwagen zu nutzen.
• Ein weiterer Vorteil bei dem Anhänger ist die Tatsache, dass man wirklich das für sich passende Fahrrad wählen kann und sogar flexibel und schnell wechseln kann. Man kann sich entsprechende Kupplungen zum Fahrrad für relativ wenig Geld dazu kaufen.
• Bei mehr als einem Nutzer ist ein Anhänger in der Regel die bessere Wahl. Denn auch hier lassen sich die Zugfahrzeuge flexibel ändern. Man kann sich natürlich auch ein Lastenrad mit mehreren Fahrern teilen. Dann hat man aber häufig das Problem das bei unterschiedlich Großen Fahrern die Geometrie nicht stimmt.
• Den Anhänger kann ich unabhängig vom Fahrrad parken. Ein Beispiel aus meiner Nutzung: Ich bringe die Kinder in die Kita und lasse den Anhänger dort stehen. Meine Frau kann mit ihrem eigenen Fahrrad die Kinder und den Anhänger am Nachmittag abholen.

Lastenrad oder Anhänger – zu den Kosten

Preislich unterscheidet sich das ganze schon enorm. Ein günstiges Lastenrad ohne E-Untersützung gibt es ab 1.600 Euro. (Babboe City). Ein E-Lastenrad, also ein Lastenrad mit unterstützendem Motor gibt es etwas ab 3000 Euro und kann bis zu 8000 Euro kosten. Ein guter Anhänger kostet weniger als 800 Euro. Dann kommt natürlich noch das Fahrrad hinzu. Hier ist man je nach Anspruch bei Kosten zwischen 600 Euro und 2000 Euro. Bei einem E-Bike könnte der Preis natürlich nochmal deutlich höher sein. Allerdings gibt es auch günstige E-Bikes die sich mit einem Anhänger kombinieren lassen.

Dank der in vielen Bundesländern verfügbaren Förderung für Lastenräder sind diese teilweise deutlich günstiger zu bekommen. So dass die hohe Preisdifferenz dann nicht mehr so extrem ausfällt.

Fazit – Lastenrad oder Anhänger

Der Fahrrad-Anhänger hat einige Vorteile gegenüber dem Lastenrad. Aber am Ende kann er nicht so effizient beladen werden. Man kann beim Anhänger lediglich 40 kg Gewicht zu laden. Ich glaube es gibt in Deutschland keinen Kinderanhänger der mehr Gewicht aufnehmen kann. Auch die Ladefläche ist am Ende nicht so lang wie bei den gängigen Lastenrädern.

Man kann die Entscheidung natürlich auch absolut von der Ladung abhängig machen. Habe ich mehr als 2 Kinder, dann ist ein Lastenrad fast alternativ los. Habe ich nur ein Kind, dann würde ich eher zwischen dem Kindersitz und dem Fahrradanhänger schwanken.

Habe ich mehrere Fahrer die das Lastenrad oder Anhänger nutzen sollen und sind diese unterschiedliche Typen im Sinne von Fahrradwahl, Körpergröße und so weiter… Dann würde ich vermutlich eher zum Anhänger greifen.

Will ich eine Lösung als Autoersatz und bin ich wirklich bereit das Auto auch mal stehen zu lassen oder komplett zu ersetzen, dann bin ich eher beim Lastenrad. Hiermit kann ich auch den Wocheneinkauf transportieren. Ich kann auch Kinder und Einkauf befördern. Das ist beim Anhänger schwierig.

Ich habe nun 6 Jahre täglich einen Fahrrdanhänger genutzt. Sporadisch habe ich auch einen Kindersitz verwendet, von diesem war ich jedoch noch nie ein Fan. Seit kurzem nutze ich jedoch ein Lastenrad. Ich nutze es für die Mitnahme meiner Kinder, teilweise auch gleichzeitig für den Hund. Aber auch für den Einkauf und die Wege im Alltag.

Wir würdet ihr euch entscheiden? Lastenrad oder Anhänger?