Garmin Venu SQ Music im Test | Smartwatch oder Sportuhr?
Seit etwa 4 Wochen ist die Garmin Venu SQ Music bei mir im Einsatz. Sie ersetzt für den folgenden Test vorübergehend meine Garmin Fenix 5S. Wie hat sich Garmins neue Smartwatch bzw. Multisportuhr geschlagen. Interessant ist auch die Akkulaufzeit, weil Garmin nicht wie üblich auf ein Transreflektives Display, sondern bei der Uhr auf ein LCD-Display gesetzt hat. Ist die Garmin Venu SQ eine gute Sportuhr oder eher eine Smartwatch?
Ich verwende Garmin Uhren bereits seit einigen Jahren. Angefangen habe ich mit einem einfachen Schrittzähler (irgendeine Vivosmart oder Vivofit war das denke ich) und bin dann auf die Vivoactive der 1. Generation umgestiegen. Diese Uhr konnta dann auch Radtrainings aufzeichnen, was auch der Hauptzweck dieser Uhr für mich war.
Zum Test: Ich habe hier keinen Labortest durchgeführt. Ich erstelle keine Benchmarks oder Messungen. Ich trage die Uhr im Alltag und bewerte ehrlich wie sich die Uhr in den für mich relevanten Disziplinen schlägt. Wenn euch etwas in dem Test fehlt, dann schreibt es mir ruhig in die Kommentare. Ich werde diese Informationen dann prüfen und nachtragen.
Ersteindruck & Verarbeitung
Die Garmin Venu SQ ist mal wieder eine Uhr mit eckigem Gehäuse, aber abgerundeten Kanten. Das ist grundsätzlich nichts neues bei Garmin. Wenn man die erste und zweite Generation der Vivoactive anschaut, diese hatten ebenfalls eckige (und deutlich kantigere) Gehäuse. Ich denke Garmin hat sich mit den abgerundeten Ecken und dem allgemeinen Design bei Apple inspirieren lassen. Zumindest auf den ersten Eindruck ähnelt die Uhr optisch einer Apple Watch. Allerdings wirkt die Garmin Uhr dabei nicht ganz so edel.
Im Vergleich zu meiner Fenix 5S ist die Venu SQ ein echtes Leichtgewicht. Man vergisst die Uhr regelrecht. Sie ist mit 38 Gramm nur halb so schwer. Nicht falsch verstehen, die Fenix 5S ist kein Brocken, aber man merkt einfach diesen Unterschied. Die Verarbeitung ist tadellos, hier gibt es absolut nichts zu meckern.
Die Music-Version der Uhr gibt es übrigens in drei verschiedenen Farben. Bei meiner handelt es sich um die schwarze. Außerdem ist noch eine Weiß-Rosegoldene und eine Dunkelblau goldene erhältlich. Die etwas günstigere non-Music Version gibt es ebenfalls in drei anderen verschiedenen Farben: In Grau, Lavendel und Weiß-Gold.
Akkulaufzeit
Besonders gespannt war ich auf die Akkulaufzeit, denn Garmin hat sich bei der Venu-Serie gegen Transreflektive Displays und für LCD entschieden. Das LCD Display muss beleuchtet werden, damit man den Inhalt erkennt, das ist bei den Transreflektiven Displays nicht notwendig. Dadurch verbraucht das LCD natürlich (zumindest bei Benutzung) mehr Strom.
Ich habe die Uhr mit den Standard-Display- bzw. voreingestellten Energieeinstellungen verwendet, das heißt, ich habe das Always-On-Display nicht aktiviert.
Wenn ich die Uhr als reine Smartwatch verwende, d.h. ich habe auf das Aufzeichnen von Aktivitäten verzichtet, weil diese in der Regel sehr unterschiedlich ausfallen. In diesem Fall ist die Akkulaufzeit mit 9 Tagen wirklich sehr gut. Ich war überrascht über dieses Ergebnis. Zum Vergleich: Die Fenix 5s von mir hält bei identischer Nutzung 2 Tage länger durch. Die Vivoactive 3 hält in etwa gleich lang.
Wenn man ungefähr eine Stunde Sport pro Tag mit der Uhr aufzeichnet, dann pendelt sich die Laufzeit bei ungefähr 6 Tagen ein.
Alles in allem hat mich die Akkulaufzeit positiv sehr überrascht. Das hat Garmin sehr gut hinbekommen.
Software & Bedienung
Bedient wird die Uhr mit zwei seitlichen Tasten und einem Touchscreen. Es lässt sich auch eine Tastensperre aktivieren, damit man nicht versehentlich das Display berührt. Die grundlegende Bedienung ist solide man hat sich nach wenigen Tagen daran gewöhnt. Dennoch bevorzuge ich die Bedienung ohne Touchscreen, wie bei der Fenix- und Forerunner-Serie.
Die Uhr lässt sich mit kleinen Apps erweitern. Diese können aus Garmins ConnectIQ-Store über eine entsprechende Smartphone-App installiert werden. Dies funktioniert jedoch auch bei anderen Garmin-Uhren, das ist es also nicht was die Uhr smarter macht als die reinen Sportuhren.
Wie oben bereits beschrieben habe ich das Always-On-Display nicht aktiviert.
Aber wie kann ich dann die Uhrzeit ablesen, wenn das Display dunkel ist?
Dazu muss man in der Regel nur den Arm heben. Sensoren in der Uhr erkennen dies und die Uhr aktiviert automatisch das Display für einige Sekunden. Bei Helligkeit, also am Tag, funktioniert das auch recht zuverlässig. Bei Dunkelheit, oder wenn ich liege, empfand ich die Funktion jedoch nicht sehr ordentlich. Allerdings kann man das Display aktivieren, wenn man 2 mal auf das Display tippt oder die untere Taste auf der rechten Seite des Gehäuses tippt (ich trage die Uhr am linken Arm).
Display
Das Display ist ziemlich gut. Der Kontrast und die Farben sind schon sehr gut, insbesondere im Vergleich mit anderen Modellen von Garmin. Benachrichtigungen werden deutlich besser – kontrastreicher – dargestellt. Sie werden auch nicht so früh abgeschnitten wie auf Modellen wie Fenix 5S oder Vivoactive. Wer darauf Wert legt, der sollte eher zur Venu (SQ) greifen.
Ich hatte zu keiner Zeit Probleme das Display abzulesen. Für mich ist das Display eines der Highlights der Uhr.
Music Funktion
Die Venu SQ gibt es sowohl mit als auch ohne Musikfunktion. In meinem Fall habe ich die Music-Edition. Diese hat einen internen Speicher und kann via Bluetooth Musik abspielen. Man kann hier verschiedene Streamingdienste verwenden. Es ist auch möglich Musik vom eigenen PC an die Uhr zu übertragen dazu ist jedoch die Desktop Software Garmin Express notwendig, das Tool ist leider nur auf Windows oder Mac verfügbar.
Um Musik wirklich hören zu können muss man ein Bluetooth Headset mit der Uhr koppeln. Ich habe dazu das InEar Headset Jabra Elite 75t genutzt. Die Musik wird unterbrechungsfrei an die Kopfhörer gestreamt. Das funktioniert zuverlässig.
Der Vorteil der Music Funktion ist natürlich, dass man auch mal ohne MP3-Player oder Smartphone zum Sport gehen kann. Das könnte beispielsweise im Fitnessstudio oder beim Sport zuhause eine Rolle spielen.
Sport und Aktivitäten mit der Venu SQ
Mit der Venu SQ kann man natürlich auch alle gängigen Sportaufzeichnungen betreiben. Also Radfahren und Laufen, aber auch Indoor Cycling oder Rudern am Rudergerät. Die Datenfelder können wie auch bei anderen Garmin Geräten verändert werden.
Weiterhin misst die Venu SQ so wie fast jede moderne Sportuhr die Herzfrequenz am Handgelenk. Allerdings nutze ich für sportliche Aktivitäten in der Regel einen Brustgurt. Bei der Messung im Alltag deckt sich das Ergebnis jedoch mit dem meiner Fenix 5S.
Aufgefallen ist mir nach einigen Tagen außerdem, dass die Venu SQ zwar die Schritte zuverlässig zählt, allerdings keine Stockwerke / Etagen. Vermutlich fehlt hierzu ein spezieller Sensor in der Uhr, ich glaube es ist der Barometrische Höhensensor. Das ist schade. Die normale Venu soll diese Funktion jedoch haben. Das finde ich persönlich etwas merkwürdig. Auch die aktuell erhältlichen Uhren aus der Vivoactive-Reihe haben die Möglichkeit die Etagen zu zählen.
Darüber hinaus fehlen weitere Datenfelder, wie zum Beispiel derzeitige Trittfrequenz (für Radfahrer), obwohl die durchschnittliche Trittfrequenz angezeigt werden kann. Außerdem sind auch keine Datenfelder vorhanden um die Leistung (Wattmessung) auszuwerten. Für Radfahrer als einziges Gerät zum tracken der Aktivitäten ist die Venu SQ daher nur bedingt zu empfehlen. Dazu würde ich dann immer einen zusätzlichen Radcomputer empfehlen.
Aus meiner Sicht ist die Venu SQ damit für den Fokus auf Sport eher ungeeignet.
Ein besonderes neues Feature (ich kannte es zumindest bisher nicht) ist die Body Battery Funktion. Hierzu errechnet die Uhr aus mehreren Faktoren wie der Herzfrequenz, der Schlafqualität, dem Stress und den Aktivitäten die Restenergie des Körpers. Beim Schlafen oder in Ruhephasen steigt der Wert von Body Battery wieder an. Wie realisitisch das ist, kann ich nicht einschätzen, jedoch kann ich schon beobachten, dass an besonders anstrengenden Tagen der Wert bei nur noch 10% ist.
Allerdings gab es auch Tage da hat sich der Wert über Nacht nur auf ca. 55% geladen und am Ende des Tages hatte ich plötzlich einen (sogar höheren) Wert von 60%.
Anmerkung: In der Zeit während dieses Tests hatte ich beruflich durchaus relativ viel zu tun und einige stressige Tage. Daher deckt sich das Ergebnis aus meiner Sicht nicht sehr mit der Realität.
In Garmin Connect lässt sich der Wert auch über mehrere Tage auswerten und vergleichen.
Vergleich zu anderen Garmin Uhren
Ich habe die Venu SQ Music intensiv mit den Uhren bei mir im Haushalt verglichen. Dabei ging es primär um die Akkulaufzeit, um die Bedienung und das Handling im Alltag.
Normalerweise ist die Garmin Fenix 5S meine Hauptuhr und ich bin mit dieser wirklich sehr zufrieden. Ich habe auch wieder festgestellt, dass ich eher ein Freund der reinen Tastenbedienung bin. Das fällt beispielsweise unter der Dusche auf oder beim Hände waschen auf. Ein paar Tropfen Wasser auf den Display und es hat sich wieder irgendetwas verstellt.
Man kann natürlich auch die Tastensperre enrichten. Dann passiert dies nicht. Der Nachteil ist dann allerdings, dass immer wenn man etwas an der Uhr ablesen möchte – zum Beispiel ganz klassisch die Uhrzeit – dann erscheint im ersten Moment ein großes Schloss Symbol. Das ist bei der Vivoactive 3 die ebenfalls via Touchscreen gesteuert wird besser gelöst.
Das Gewicht der Uhr ist dann nochmal eine riesige Neuerung. Ich kann nicht bewerten woran das liegt, aber die Venu SQ fühlt sich am Handgelenk an wie Luft. Das ist sehr beeindruckend.
Abgesehen davon habe ich mich auch noch mit anderen Garmin Uhren auseinandergesetzt. Ich habe dazu die folgende Übersicht mit allen aktuell erhältlichen Garmin-Modellen erstellt:
Ich habe hierbei ausschließlich die Unterschiede herausgestellt. Man erkennt jedoch, dass Preis-Leistungstechnisch die zwar betagte aber noch immer erhältliche und sehr gute Vivoactive 3 (Music) ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis besitzt.
- Sie besitzt eine ähnliche, vermutlich bei neuen unverschlissenen Akkus, sogar eine bessere Akku-Laufzeit aufgrund des Transreflektiven Displays.
- Es ist ein Barometrischer Höhenmesser und auch ein Thermometer vorhanden
- Für einen geringen Aufpreis erhält man die Music-Version mit integriertem Musikspeicher
- GPS, GLONASS und Galileo
- Herzfrequenzmessung am Handgelenk
- Stress- und Schlaftracking
- Smart Notifications (d.h. es werden Benachrichtungen vom Smartphone auf der Uhr dargestellt)
- Livetrack (Euro Familie oder Freunde können eure Aktivitäten in einer Kartendarstellung nachverfolgen, wenn ihr es wollt.
Fazit
Die Garmin Venu SQ Music ist eine solide und stylische Uhr. Die Grenze zwischen Smartwatch und Sportuhr verschwimmen hier. Wobei ich die Venu SQ eher als Smartwatch einstufen würde. Man merkt der Uhr an, dass Garmin offensichtlich eine Ähnlichkeit zur Apple Watch in Kauf nimmt oder diese bewusst so entworfen hat. Alles in allem fühlt sich die Uhr sehr gut an und funktioniert auch ziemlich gut.
Leider wird das Modell ausschließlich mit Touchscreen verkauft. Das Bedienkonzept der Uhr ist aus meiner Sicht nicht ideal. Ich bevorzuge eindeutig die Bedienung der Fenix- oder Forerunner-Serie. Für Freunde der reinen Touch-Bedienung ist die Uhr hingegen zu Empfehlen.
Eine etwas günstigere Alternative zur Venu SQ Music ist die Garmin Vivoactive 3 oder (wenn Musik relevant ist) die Vivoactive 3 Music. Wer also eher ein rundes Uhrengehäuse hätte, der sollte lieber bei der Vivoactive 3 zuschlagen.
Darüber hinaus würde ich auch überlegen wie viel Wert auf Sport ihr legt. Die Venu SQ ist nicht primär für Sportler gebaut, das merkt man recht schnell. Es fehlen diverse Datenfelder und vermutlich auch Sensoren bspw. für die Höhenmeter. Wenn Sport euer Fokus ist, dann würde ich auch lieber eine Vivoactive, eine Forerunner (wenn euer Hauptsport das Laufen ist) oder sogar eine Uhr aus der Fenix Reihe (je nach Budget) empfehlen.
ups
4. August 2023 - 20:59
Die Venu sq 2 muss einen Barometrische Höhensensor haben, denn bei z.B. der Aktivität gehen outdoor werden die Höhen angezeigt.
Ich vermisse die Anzeige der Stockwerke sehr – hat mich immer animiert noch schnell ein paar Treppen zu steigen.
Wäre NIE auf die Idee gekommen, dass das Feature “Stockwerke” an einer garmin nicht vorhanden sein könnte!
Deshalb habe ich darauf beim Kauf auch nicht geachtet.
Ärgert mich schon richtig…
VG